Nicht alle meine Artikel im Shop werden von Hand gefertigt. Keramik gießen ist ebenso ein Teil meiner Arbeit. Auch bei dieser Art der Herstellung ist noch einiges an Handarbeit notwendig. Hier möchte ich mal ein wenig aufzeigen warum auch Artikel aus Gussformen einzigartig sind.

Gießen wir also mal eine Keramik – Schritt für Schritt

1.) Zuerst reinigen wir die Gips-Gussform vorsichtig mit Pressluft und entfernen evtl. Rückstände eines vorhergehenden Gusses. Dabei kann auch ein weicher Pinsel hilfreich sein. Es ist darauf zu achten, dass die Fläche der Form, die das spätere Stück abbildet nicht beschädigt oder verkratzt wird. Wir verwenden daher erst Pressluft um die Formteile auszublasen und danach einen leicht angefeuchteten, weichen Schwamm mit etwas Wasser um wirklich alle Unreinheiten möglichst zu beseitigen. Auch die Auflageflächen der Formstücke, die später aufeinander liegen werden gesäubert, damit die Form sauber schließt und sich eine möglichst geringe Gussnaht bildet.
Merke: Das kleinste Teil (z.B. ein Haar) oder der kleinste Kratzer in der Gussform ist später auf dem fertigen Stück zu sehen und nur mit Nacharbeit zu entfernen.

2.) Nach dem reinigen wird die Form mit Gummis so geschlossen, dass die Formteile richtig fest aneinandergedrückt werden und sich keine Lücke ergibt, aus der der flüssige Ton laufen könnte. Sollte das doch einmal passieren, ist der Guss natürlich fehlgeschlagen und man kann an dieser Stelle abbrechen. Nach dem Schließen der Gussform muss strikt darauf geachtet werden, dass nun nichts mehr, und sei es noch so klein, in die Form fällt. Das würde sich später auf dem Stück abzeichnen.
Ein weiterer Tipp am Rande. Irgendwann, wenn man eine Form länger verwendet, kann es sein, dass sich diese nach dem Gießen schwer öffnen lässt. Mit etwas Vaseline kann man die Ränder der Form, die aufeinander liegen sehr dünn bestreichen, dann klappt das Öffnen nach dem Guss wieder besser. Aber bitte nur die Ränder die aufeinander liegen, keinesfalls die Flächen des späteren Gussstücks!

3.) Ich verwenden zum Keramik gießen fertige Steinzeug Gießmasse. Bei einem neuen Eimer ist dieser in der Regel gussfertig eingestellt und muss nur ordentlich aufgerührt werden. Sind bereits einige Güsse erfolgt und die Reste wurden immer in den Eimer zurück gefüllt, dann kann es auch sein, das man mit etwas Wasser wieder die ursprüngliche cremige Eigenschaft hergestellt werden muss, da dem Ton bei trocknen in der Form natürlich Wasser entzogen wird. Auch kann dann ein spezielles Stellmittel notwendig werden, damit der Gusston sich nicht zu schnell absetzt, was zu unschönen Ringen am fertigen Stück führt.

4.) Wir füllen nun die Gießmasse, nachdem wir diese gut aufgerührt haben, durch ein Sieb in ein entsprechendes Gussgefäß, hier ein 2 Liter Becher mit Auslauf. Die Größe des Gefäßes richtet sich natürlich nach der Größe der Form. Sie sollte so groß gewählt sein, das die Form in einem Zug komplett gefüllt werden kann, da sich sonst unschöne Ränder bilden können. Durch das Sieben werden grobe Teile vor dem Gießen ausgefiltert und nur wirklich feine Ton Masse wird zum Gießen verwendet. Kleine Stücke im Ton wäre sonst später evtl. an der Außenseite des Stückes sichtbar. Manche verwenden auch Schöpfkellen zum füllen der Form. Ich persönlich empfehle aber einen entsprechenden Becher, damit man in jeden Fall auf einmal und ohne Unterbrechung durchgießen kann.

5.) Nun gießen wir den Ton in die vorbereitete Form. Dabei achten wir darauf, den Ton langsam und gleichmäßig in die Form zu füllen, damit dieser in jede kleine Ecke der Form laufen kann und keine Lufteinschlüsse entstehen. Lufteinschlüsse können ein Stück unbrauchbar machen oder im ungünstigsten Fall im Ofen dann zum Platzen des Stückes führen.

6.) In der Regel befindet sich ein Gießkegel in jeder Form. Dieser sorgt dafür, dass etwas mehr Ton eingefüllt werden kann, als für das eigentliche Stück benötigt wird. Wir füllen bei großen Stücken, während wir auf die Trocknung des Stückes warten, immer mal wieder diesen Gießkegel mit etwas Gießton auf. Auch kann man an diesem Kegel erkennen, wie dick die Wandstärke des Stückes ist. Es dauert je nach Größe etwas, bis die gewünschte Wandstärke erreicht worden ist. Bei kleinen Gegenständen, wie z.B. den Bienen dauert es nur wenige Minuten, bei größeren Stücken kann es schon mal 15-20 Minuten dauern, bis die Wandstärke erreicht ist. Hier ist auch etwas Gefühl gefragt, dass man aber schnell entwickelt.

7.) Hat man die gewünschte Wanddicke erreicht kippt man die Form zügig auf den Kopf und lässt den überschüssigen Ton zurück in den Eimer laufen, er kann wieder verwendet werden. Wir lassen die Form so einige Minuten auf dem Eimer stehen und auslaufen.

8.) Nun muss der Ton in der Form trocken, bis er etwa Lederhart ist. Beim leeren der Form ist in der Regel etwas Ton auf die Form gelaufen und auch der Gusskegel ist bis oben hin gefüllt. Vorsichtig können wir nun den überschüssigen , lederharten Ton mit einem geeigneten Werkzeug so entfernen, dass nichts mehr auf der Form ist und und der Gusskegel rundum frei ist. Würde man das nicht machen, könnte das Stück beim Öffnen der Form zerstört werden. Keinesfalls aber schon soweit runter im Gusskegel schneiden, dass man das Gussstück erreicht. Achten sollte man dabei auch darauf, dass man keine tiefen Kratzer in die Form macht, insbesondere wenn man den Gießkegel „befreit“ und hier zu tief in die Form schneiden würde, so dass man in den Bereich des Stückes kommt. Ich verwende dazu ein entsprechendes Holzmesser.

9.) Wir lassen das Stück weiter in der geschlossenen Form trocknen und prüfen immer wieder, wann der Zeitpunkt erreicht ist, dass der Ton so hart ist, dass man die Gummis entfernen und die Form vorsichtig öffnen kann.

10.) Ist die Form geöffnet kann man schon sehen, ob alles geklappt hat. Ich lasse dann das Stück in der geöffneten Form noch weiter trocknen, bis ich das Gefühl habe, ich kann es ohne Probleme aus der Form nehmen. Das merkst du, nachdem du es ein oder zweimal gemacht hast, recht gut.

11.) Je nachdem wie sich das Stück, nachdem es vollständig aus der Form genommen wurde, nun anfühlt kann man sofort damit beginnen, das Stück zu „putzen“. Dabei werden Nähte möglichst sauber „verputzt“ indem man mit einem Messer die Naht glättet oder einen sehr feinen Schwamm mit etwas Wasser nutzt. Ist es noch zu feucht, lässt man es eben noch ein wenig trocknen.

13.) Die Gipsform hat während des Gies Vorganges Wasser von Ton aufgenommen und fühlt sich nun auch „Nass“ an. In der Regel gehen auch 2-3 Güsse nacheinander, aber die Zeiten wie lange der Ton in der Form bleiben muss, bis diese ausgeschüttet wird variiert natürlich, da die Form das Wasser immer langsamer aufnimmt bis sie „satt“ ist. Ich lasse die Formen in der Regel nach einem Guss auch mindestens einen Tag trocknen. Bitte aber die Form niemals direkt in die Sonne legen, dass kann die Form zerstören. Einfach an einem normal temperierten Raum offen lagern.

12.) Nach dem putzen ist das Stück nun fertig. Ggf. kann man es noch weiter bearbeiten, z.B. aus einer Kugel ein Muster schneiden etc. Danach kann das Stück endgültig trocknen und wird dann, nach einigen Tagen, mit etwa 950° in den Erstbrand (Schrühbrand) gegeben.

13.) Nachdem das Stück nun den ersten Brand hoffentlich wohlbehalten überstanden hat wird es mit Glassuren und/oder Engoben entsprechend farbig gestaltet und kommt dann in den Zweitbrand (Glasurbrand) bei 1240°. Zumindest brenne ich auf dieser Temperatur, damit die Teile auch Frostsicher sind. Auch diesen Brand übersteht das Stück hoffentlich und ich habe einen neuen Artikel fertiggestellt.

Du siehst, auch bei diesem vermeintlich einfachen Herstellungsverfahren ist viel Handarbeit und Liebe für Details notwendig. Die Glasuren machen die Stücke einzigartig, da diese nicht nach einem Schema „F“ aufgebracht werden sondern individuell für jedes Stück und auch niemals gleich. Insofern handelt es sich auch hierbei um echte Unikate, die viel Freue bereiten können.